PRESSEMITTEILUNG: BDK zur Lehrerversorgung an den deutschen Schulen

Berlin, 21.03.2017

Schulen in Not – Lehrermangel gefährdet die Bildungsqualität an deutschen Schulen

Bundesweit fehlen tausende Lehrkräfte. Schülerinnen und Schüler werden zunehmend von nicht voll ausgebildetem Personal unterrichtet.

Im Sommer 2016 wurden bundesweit ca. 29.000 Lehrkräfte eingestellt, davon fast jede zehnte ohne pädagogische Ausbildung. Besonders dramatisch ist die Situation an Grundschulen. Mehr als ein Drittel der in Berlin, Brandenburg und Sachsen eingestellten Grundschullehrkräfte waren ohne Lehramtsausbildung. Damit werden ganzen Schülergenerationen pädagogische Fachkräfte vorenthalten. Diese dramatische Entwicklung weckt große Befürchtungen um den Bildungsstand des Schülernachwuchses, auch für die Gymnasien.

Zudem ist davon auszugehen, dass die Lehrerlücke in wenigen Jahren die Gymnasien aller Bundesländer treffen wird. Diese Entwicklung können wir in manchen Bundesländern bereits jetzt beobachten. Sie wird sich verschärfen durch die Konkurrenz mit der Wirtschaft um die besten Kräfte am Arbeitsmarkt, die durch die demografische Entwicklung zu erwarten ist.

Bereits jetzt unterrichten zahlreiche Aushilfslehrer und Quer- oder Seiteneinsteiger auch an Gymnasien, insbesondere in Mangelfächern wie z. B. Mathematik, Informatik, Physik oder Kunst, die nach einem Hochschulstudium auf unterschiedliche Art und Weise pädagogisch nachqualifiziert werden. Diese Qualifizierungsprogramme sind aktuell notwendig, können aber nur kurzfristige Notprogramme sein. Ihre Umsetzung kostet Millionen, belastet aber vor allem die Schulen. Die zur Qualitätssicherung unbedingt erforderliche Ausbildung vor Ort bindet Unterrichtszeit und bedeutet zusätzlichen Aufwand für die erfahrenen Kolleginnen und Kollegen. Um den Schülerinnen und Schülern die ihnen zustehende Lernzeit zu erhalten, müssen zwingend zusätzliche Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.

Der fehlende Lehrernachwuchs weist zudem auf das grundsätzliche Problem der nachlassenden Attraktivität des Lehrerberufs hin. Das Profil dieses Berufs muss aus diesem Grund wieder geschärft werden: Der Lehrer ist kein Sozialpädagoge und kein Schulpsychologe. Er muss sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren können. Dazu braucht es multiprofessionelle Teams an den Schulen mit Sozialarbeitern, Psychologen, Integrationshelfern, Verwaltungsassistenten und Lehrern als Bildungsprofis.

Das Gymnasium braucht Lehrerpersönlichkeiten, die im besonderen Maße die vertiefte Bildung junger Menschen im Blick haben und sich nicht nur als Ausbilder verstehen. Bildung ist mehr als die Summe von Problemlösungsfertigkeiten und mehr als die Befriedigung von ökonomischen Nützlichkeitserwägungen.
Diese Bildung ist Grundlage unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung.

Sie ist Grundlage unseres erfolgreichen Wirtschaftsmodells und Wohlstands. Sie wird nur von Bildungsprofis garantiert.

Daher fordern wir eine sofortige gemeinsame Anstrengung aller Bundesländer für eine bedarfsdeckende, schulartspezifische und nachhaltige Lehrerausbildung.

Berlin, den 21. März 2017



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