Das Gymnasium ab Klasse 5 - unverzichtbar für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Deutschland

Dresden, 05.03.2010

Universitäten greifen zunehmend zu Eignungstests und Aufnahmeprüfungen, um geeignete Studierende auszuwählen. Absolventen von Gymnasien mussten davor bisher keine Angst haben. Dies soll so bleiben.

Es ist ein entscheidendes Merkmal des demokratischen Bildungswesens, allen leistungsfähigen und leistungsbereiten Schülerinnen und Schülern unabhängig von Herkunft und sozialem Hintergrund Chancen zu eröffnen. Begabte junge Menschen müssen sich entfalten können. Chancengerechtigkeit und Qualität sind am ehesten durch die Vielfalt der schulischen Angebote zu verwirklichen. Wer auf Einheitsschulsysteme setzt, provoziert die Flucht aus den öffentlichen Schulen in ein kostenpflichtiges Privatschulsystem, wie die Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern deutlich zeigen. Er begünstigt damit das Entstehen eines sozial ungerechten Bildungssystems.

Das Gymnasium ist eine Schule des sozialen Aufstiegs, in der eben nicht Herkunft, sondern Begabung und Leistung über den Bildungserfolg entscheiden. Viele individuelle Lebenswege bestätigen: Eliteförderung stellt soziale Gerechtigkeit her! Das Gymnasium führt begabte, leistungsbereite und motivierte Schülerinnen und Schüler in einem ganzheitlichen Bildungsgang von der Klasse 5 bis zum Abitur. In diesem Sinne ist das Gymnasium aufgrund seiner Öffnung für alle Schichten unserer Gesellschaft eine Schule für viele, aber keine Schule für alle.

Das Gymnasium sichert den Fortbestand von Spitzenleistungen in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, da es die schulischen Voraussetzungen dafür erbringt. Dadurch trägt es auch wesentlich zur technisch-wissenschaftlichen Entwicklung und zum weiteren wirtschaftlichen Wohlstand in Deutschland bei. Unser Land braucht diese gut ausgebildeten Absolventen der Gymnasien.

Unsere Erfahrungen aus allen Bundesländern bestätigen in aller Deutlichkeit die Ergebnisse vieler wissenschaftlicher Studien, z. B. des Berliner Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung:

  • „Frühe Differenzierung fördert leistungsstarke Schüler“.
  • „Mit dem günstigeren Lernklima am Gymnasium gehen offenbar nicht nur bessere Schulleistungsentwicklungen einher, sondern auch eine besondere Ausschöpfung kognitiver Begabungsreserven.“
  • „Die nationalen und internationalen Schulleistungsstudien der letzten Jahre haben gezeigt, dass Schüler an integrierten Gesamtschulen im Vergleich zu Schülern im dreigliedrigen Schulsystem keine Vorteile erreichen.“

Niedersachsen, Hessen, Sachsen-Anhalt und Bremen zeigen, dass die längere gemeinsame Lernzeit zu Niveauverlust und Unterforderung der Leistungsfähigen und damit zu hoher Frustration bei diesen Kindern führt. Diese Bundesländer beginnen das Gymnasium wieder mit der Klasse 5. Entsprechende Tendenzen sind in mehreren europäischen Staaten mit Einheitsschulsystemen zu beobachten. Durch längeres gemeinsames Lernen gelingt es nachweislich nicht, den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Schullaufbahn aufzuheben oder nachhaltig zu reduzieren.

Die Klassenstufen 5 und 6 umfassen den Zeitraum des größten Lernfortschritts. In diesem Alter lassen sich auf gymnasialem Niveau mathematisches Denken, Musikalität, ästhetisches und naturwissenschaftliches Verständnis und das Erlernen von Fremdsprachen entscheidend fördern. Daher sind die Klassen 5 und 6 für die Ausbildung der Bildungsprofile von Gymnasien unentbehrlich. Gymnasien mit altsprachlichem, bilingualem, mathematisch-naturwissenschaftlichem oder musischem Profil wird das Fundament entzogen, wenn mit diesen Schwerpunkten nicht bereits in der 5. Klasse begonnen werden kann.

Die jüngsten bildungs- oder parteipolitisch motivierten Entscheidungen einiger Bundesländer zur Verlängerung der Grundschulzeit sind somit kontraproduktiv, ein Unterfangen, das weder der Forschungslage entspricht noch der schulpraktischen Erfahrung gerecht wird. Je mehr Gleichheit beabsichtigt wird, desto stärker treten die Unterschiede hervor. Hier schließen Politiker von Begabungsdifferenzierungen auf soziale Unterschiede, von Ungleichheit auf Benachteiligung und Ungerechtigkeit. In der Folge wird das Niveau gesenkt, die Begabten sind unterfordert und die weniger Talentierten werden nicht ausreichend gefördert.

Bildungspolitische Überzeugungen werden im Zuge von Koalitionsverhandlungen häufig den Machtinteressen geopfert. Ständige bildungspolitische Experimente der Parteien mit dem Ziel einer Mehrheitsbeschaffung verunsichern Eltern, Schüler und Lehrer. Sie führten dazu, dass in einem föderalen Deutschland ein bildungspolitischer Flickenteppich entstanden ist, der Strukturen der Kleinstaaterei aufweist.

Die BDK fordert die politisch Verantwortlichen im Bund und in den Ländern auf, mit einem Gymnasium ab Klasse 5 in allen Bundesländern die Studierfähigkeit unserer Jugendlichen verlässlich und nachhaltig zu sichern.

Dresden, 5. März 2010



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