ENTSCHLIEßUNG: Schluss mit dem Schulchaos!

Berlin, 10.11.2010

Berliner Erklärung der Bundesdirektorenkonferenz der Gymnasien (BDK)

aus Anlass ihres 40-jährigen Bestehens im Frühjahr 2011

Schulstrukturdebatten bestimmen zunehmend Wahlkämpfe in den Bundesländern. Die nach den Wahlen als Resultat von Koalitionsverhandlungen gefundenen Ergebnisse werden in der Öffentlichkeit oft als faule Kompromisse empfunden oder sind von der Mehrheit der Bevölkerung inhaltlich kaum nachvollziehbar.

Oftmals ist der kleinste gemeinsame Nenner der unterschiedlichen Entwürfe die Diskreditierung des Gymnasiums - der erfolgreichsten deutschen Schulform, die Vorbild für die schulpolitische Entwicklung in vielen anderen Staaten der Welt war und ist. Dabei ist die Argumentation eher von ideologisch geprägter Überzeugung als von Fakten bestimmt.

Die BDK als Vertreterin von mehr als 2200 Gymnasien in Deutschland fordert aus Anlass ihres 40?jährigen Bestehens die Parteien und die Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland auf - in kreativer Interpretation der im Grundgesetz verankerten Kulturhoheit der Länder - den Schulstrukturen in Deutschland endlich eine einheitliche Basis zu geben. Auch die Kultusministerkonferenz (KMK) ist zur Erreichung dieses Ziels gefragt. Es muss Schluss sein mit dem Schulchaos in Deutschland!

Es ist bedauerlich, dass diese von der Mehrheit der Bevölkerung gesehene Notwendigkeit von den regierenden Koalitionen aller Bundesländer ignoriert und ihre Lösung nicht angepackt wird. Die Bundeskanzlerin hat die „Bildungsrepublik Deutschland“ ausgerufen - wenn es nicht auf Länderebene zu einem gemeinsamen Handeln kommt, ist der Bund gefordert.

Die BDK stellt fest: In Deutschland muss dringend eine in den Grundstrukturen übereinstimmende und für alle Bürgerinnen und Bürger verständliche Schulstruktur geschaffen werden. Dies ist im Hinblick auf die demografische Entwicklung, die Bildungsgerechtigkeit und die Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Deutschland unabdingbar. Ein Wechsel von einem Bundesland in ein anderes muss mit Blick auf die Schule für Eltern und ihre Kinder unproblematisch sein.

Eine wesentliche Säule einer solchen bundeseinheitlichen Struktur ist das achtjährige Gymnasium ab Jahrgangsstufe 5. Das Gymnasium führt auf der Grundlage schon heute bestehender bundesweit einheitlicher Bildungsstandards und Abiturprüfungsanforderungen zur Allgemeinen Hochschulreife, dem Abitur. Es vermittelt eine vertiefte Bildung und sichert die allgemeine Studierfähigkeit für leistungsfähige und leistungsbereite Schülerinnen und Schüler.

Als weitere Säule dieser Struktur ist in allen Bundesländern nach der Grundschule ein gleichwertiger, einheitlicher Bildungsweg zu schaffen, der differenzierte Schulabschlüsse bis hin zum Hochschulzugang nach neun Jahren ermöglicht.

Die BDK hält einen in allen Bundesländern identischen Namen für diese neue Schulform neben dem Gymnasium für geboten, damit diese zweite Säule neben dem Gymnasium als feste pädagogische Größe erkennbar ist. Die BDK schlägt den Namen Oberschule vor.

Zwischen Gymnasium und Oberschule muss es im Interesse der Schülerinnen und Schüler Übergangsmöglichkeiten in beiden Richtungen geben.

Eine Festschreibung dieser Schulformen in den Verfassungen der Bundesländer ist erstrebenswert, um beiden Schulformen Verlässlichkeit und Berechenbarkeit sowie Kontinuität als Voraussetzung für eine zukunftsorientierte Qualitätsentwicklung zu bieten.

Die BDK steht allen an Bildung und allen an einer Entwicklung eines endlich einheitlichen deutschen Schulsystems Interessierten auch im fünften Jahrzehnt ihres Bestehens als kompetente Ansprechpartnerin zur Verfügung.

Berlin, 10. November 2010



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